Ausbildung Tiefbauunfall

Samstag, 30. September 2023

Tiefbauunfälle sind glücklicherweise eher selten im Einsatzspektrum der Feuerwehren zu finden. Wenn es aber doch dazu kommt, sollten solche Einsätze zumindest für gewisse Standardsituationen auch vorbereitet und geübt sein. 

Am Wochenende 29./30. September fand deshalb der erste Standortlehrgang „Tiefbauunfall“ aus dem Lehrgangskatalog des Landkreises Roth in Hilpoltstein statt. 

Bereits in den vergangenen Jahren haben die Feuerwehr Hilpoltstein und das THW Hilpoltstein bei der Ausbildung im Bereich Bauunfälle intensiv zusammengearbeitet. Wiederholt wirkte die Feuerwehr auch bei der Bereichsausbildung Tiefbauunfall für den THW-Geschäftsbereich Ingolstadt mit. Im Gegenzug dafür unterstützte nun der THW-Ortsverband Hilpoltstein auch die Feuerwehrausbildung. 

Die 17 Lehrgangsteilnehmer aus Büchenbach, Heideck, Hilpoltstein, Roth und Wendelstein konnten bei einem Unterricht am Freitagabend einiges erfahren über die Besonderheiten und Gefahren bei Tiefbauunfällen sowie über Einsatztaktik und einen möglichen Geräteeinsatz. Im Unterrichtsablauf wurden die 5 Phasen zur Abarbeitung eines Tiefbauunfalls erläutert. Anhand von Bildern und Filmen von Übungen und Einsätzen wurden Ablauf und Besonderheiten bei Erkundung, Sicherung, Rettungsverbau, Rettungsvorbereitung und Patientenrettung erarbeitet. 

Am Samstag begann der praktische Lehrgangsteil bei „Tiefbauunfallwetter“, 12 °C und Regen auf dem Lagerplatz der Fa. Eitel an der Industriestraße in Hilpoltstein. 

Im Lauf des Vormittags wurden insbesondere die ersten drei Einsatzphasen bei einem Tiefbauunfall geübt: Erkundung, Sicherung und Rettungsverbau. Die Ausbildung orientierte sich dabei an folgender Standardlage, die seitens der Hilfskräfte mit den zur Verfügung stehenden Mitteln abgearbeitet werden kann: In einem geraden Rohrleitungsgraben mit einer Tiefe von bis zu 2,50 m und einer Breite von bis zu 1,20 m ist nach Abrutschen der Grabenwand ein Patient teilweise verschüttet. 

Zu Beginn der Ausbildung wurde die Raumordnung der Einsatzstelle geübt. Der Bereich der Unfallstelle wurde abgesperrt, Geräteablage und Holzplatz eingerichtet und der möglichst sichere Zugang zum Graben wurde festgelegt. 

Dabei wurde bereits erkennbar, dass für einen Tiefbauunfall ein hoher Materialaufwand erforderlich ist. Auslegeplatten zur Lastverteilung, Kanthölzer und Bohlen zum Aufbau einer Arbeitsbrücke, Rettungstafeln für den Verbau der Grube und die für den Verbau erforderlichen Rettungsstützen wurden bereitgelegt: Daneben wurden für die Arbeiten noch allerhand Werkzeug, Hilfsmittel und Material wie z.B. Akkuschrauber, Unterleghölzer oder Luftheber vorbereitet. 

Die Übungsgrube bot ein gutes Beispiel für die Erkundung der Unfallstelle. Bodenart und -beschaffenheit, Risse, Abrutschungen waren deutlich zu erkennen, und so konnten Gefahrenstellen schnell identifiziert und markiert werden.  

Der nächste Übungsschritt war, den sicheren Zugang zum Arbeitsbereich, um den Graben zu ermöglichen. Dazu wurden rund um den Graben Platten ausgelegt, um möglichst wenig zusätzliche Lasten auf die Grabenränder aufzubringen, damit nicht weitere Grabenränder einstürzen.

Während aller Arbeiten an den Grabenrändern achtete ein Sicherheitsassistent darauf, dass sich die Einsatzkräfte nicht selbst in Gefahr begeben. Mit Kreidespray markierte er Gefahrenstellen wie z.B. abgerutschte Innenecken am Grabenrand oder Aushöhlungen in der Grabenwand. Hat der Sicherheitsassistent eine gefährliche Situation erkannt machte er sofort darauf aufmerksam, wenn nötig wurden alle Arbeiten auch sofort durch einen Signalpfiff gestoppt und die Gefahrensituation beseitigt. 

Damit im unmittelbaren Umfeld eines teilweise verschütteten Patienten kein Erdreich mehr nachrutscht war eine Sofortsicherung erforderlich. Dazu übten alle Teilnehmer das Einbringen von Rettungstafeln beiderseits des Patienten und das Setzen von pneumatischen Rettungsstützen. Die Tafeln werden so gegen die Grabenwände gepresst und weitere Einstürze können wirksam verhindert werden. 

Um einen sicheren Arbeitsraum zur Befreiung des Verschütteten zu schaffen, wurde die Sofortsicherung dann mit weiteren Rettungstafeln zum Rettungsverbau erweitert. Hilfreich war hierbei eine konsequente Gruppeneinteilung für die Arbeitsbereiche „Verbau“ und „Stützen“, nicht nur für die schnelle und koordinierte Arbeit, sondern auch dafür, dass wirklich jeder Lehrgangsteilnehmer auch die Möglichkeit hatte, alle grundsätzlichen Tätigkeiten und Handgriffe auch selbst zu üben. 

Nach der Mittagspause wurde die Standardsituation dann um einige Möglichkeiten erweitert. Aushöhlungen, Grabenecken und -abzweige und schräge Flächen stellten für die Teilnehmer kurzfristig eine Herausforderung dar. Letztendlich konnten aber alle Aufgaben gelöst werden, was besonders am Interesse und an der hervorragenden und lösungsorientierten Mitarbeit aller Lehrgangsteilnehmer lag, die sich während der gesamten Ausbildung mit viel Rat und Tat eingebracht haben. 

Vielen Dank an alle Teilnehmer und Ausbilder für einen interessanten und lehrreichen Lehrgang! 

Loading...